Yokoya Soyo Tsuba, signiert: Yokoya Soyo mit Kao
Aus Migaki-ji-Shibuichi (hochwertiges Shibuichi). Der Baum besteht aus eingelegtem Shakudo. Katte-Kiri-bori Technik mit feinen Gold-Einlagen.
Das Motiv des Tsuba zeigt die chinesische Legende von Rosei. Der Weise Rosei ruht im Schlaf neben einem Baum auf einem Kissen, die Rückseite zeigt seinen Traum. Rosei ist auf dem Weg zum chinesischen Kaiser, um sich als sein Berater zu empfehlen und der Armut zu entgehen, unter der er leidet. Unterwegs ist er dem Unsterblichen „Lu Kung“ begegnet, der seinen Klagen zuhört und ihm ein Kissen schenkt, das magische Kräfte haben soll. Rosei legt sich danach unter einem alten Baum zum Schlafen auf das Kissen. Er träumt, dass er beim Kaiser zu großem Ansehen gelangen wird, dessen Tochter heiratet und zum Nachfolger bestimmt ist. Aber sein kleiner Sohn ertrinkt bei Hofe im Gartenteich. Die Rückseite des Tsuba zeigt den (geträumten) Trauerzug. Rosei erwacht voller Schrecken und verzichtet daraufhin auf sein Anliegen. Er kehrt um und verbringt sein Leben mit Meditation.
Die Yokoya Schule bestand seit der frühen Edo-Zeit, Anfang des 17. Jahrhunderts, sie begründet den neu entstehenden „Machi-bori“-Stil gegen den traditionellen „Iebori-“ Stil. „Iebori“ heißt „Haus-Gravierer“, gemeint ist das „Haus“ des Shoguns. „Machibori“ bedeutet „Stadt-Gravierer“, gemeint ist die bürgerliche Öffentlichkeit. Die „Iebori“-Künstler, die für den Shogun arbeiteten (in ihrem Zentrum die vielen Generationen der „Goto“-Familie), hatten traditionalistisch zu arbeiten, Themen und Ausführung ihrer Werke waren streng festgelegt. Die Künstler, die von der Edo Zeit an ihr Angebot auch anderweitig vorlegen durften, die „Stadt-Gravierer“, sahen Raum für eine neue Stil-Entwicklung, die vom Shogun toleriert wurde. Zu ihrem Klientel gehörten neben dem Adel auch wohlhabende Bürger. Diesen neuen Stil entwickelt die Yokoya-Schule, die als erste in „Machibori“ Erfolg hatte. Er zeigt sich vor allem in der Gravierkunst auf Weichmetall mit unterschiedlich geformten Sticheln. Als Material bevorzugt wurde wie hier das teure Shibuichi, eine Mischung aus Kupfer und Silber, oder Shakudo, eine Mischung aus Kupfer und Gold. Die Arbeiten dieser Schule kann man als „Zeichnungen mit dem eisernem Pinsel“ auffassen, zu welchem der meisterlich geführte Stichel wird, wenn er aus dem Metall Darstellungen, die oft aus der chinesischen Mythologie stammen, entstehen lässt. Die Leichtigkeit der Linienführung und das souveräne Handhaben des Stichels, der hier wirklich den Eindruck einer Pinselzeichnung zu erschaffen vermag, sieht man bei diesem Stück sehr gut. Zarteste Stichelspuren im Gesicht des Schlafenden und an seinem Fächer stehen neben den kraftvollen Imprimaturen des eingelegten Baumes aus Shakudo, und illustrieren so die tiefere Bedeutung der Erzählung durch ihre handwerkliche Energie.
Dieses Tsuba könnte der vierten Generation Yokoya Soyo zugeordnet werden, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts arbeitete und signierte. Der genannte Yokoya Soyo (4) wurde 1699 geboren und signierte ab 1733 mit Yokoya Soyo, er war damit die 4. Generation der Yokoya-Schule. Er gilt als der beste Katakiri-bori Künstler in der Reihe. Das Tsuba könnte ihm zugeschrieben werden, wenngleich diese Zuordnung sehr schwierig ist.
Das Tsuba ist eine Meisterarbeit. Das hochwertige Shibuichi und Shakudo, aus dem es gefertigt ist und vor allem die meisterliche Katakiri-Technik weisen auf einen Künstler von Rang hin. Da die Signaturen der Yokoya Soyo-Generationen sich sehr ähneln, bleibt die Zuordnung ohne Papiere natürlich spekulativ.
Provenienz: New York Metropolitan Museum of Art.
Die Yokoya Schule hat in Jahrhunderten berühmte Künstler hervorgebracht, wie Yokoya Somin, Omori Teruhide, Sano Naomata, Kato Naotsune und Ishiguro Masatsune.
Wert 2500.- €