Mebraz Collection

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Kris Ceribon, Java

Keris aus Ceribon, Nord-Java

Der Keris oder „Kris“ ist die bedeutendste Blankwaffe Indonesiens. Ihm wird eine mythische Bedeutung zugesprochen, die ihn weniger als Waffe sondern als persönlichen Besitz und als magisches Objekt kennzeichnet, obwohl er als Waffe durchaus geeignet ist. Er dokumentiert den Status seines Trägers. Dem Kris selbst wird gute und böse Energie zugeschrieben, bis hin zur Annahme, dass Krise heilen können oder sich unter Umständen selbstständig machen und Unheil anrichten, oder dass sie zum „Amok“ verleiten können.
Der Schmied, der „Empo“, welchem priesterliche Eigenschaften zugeschrieben werden, macht den Kris für eine bestimmte Person und passt ihn dem Besitzers und seinem Rang an. Fünf Männer müssen bei der Herstellung anwesend sein, die bestimmten sakralen Riten zu folgen haben. Einen Kris zu schmieden dauert mehrere Tage. Als Material wird härtefähiges Eisen verwendet, das früher aus erzhaltigem Gestein erschmolzen und zur Reinigung durchgeschmiedet werden musste, ähnlich wie bei japanischen Schwertern. Über das „Isi“, die spirituelle Qualität des Keris, entscheidet die Qualität des durchgeschmiedeten Eisenkerns, der die Schneide bildet.
Meistens wird für den Kris eine „Pamor“-Klinge gemacht. Dafür verschweißt der Schmied einfaches Eisen mit nickelhaltigem Eisen in der Art von Schweißdamast, dabei gibt es viele verschiedene Torsions- und Kombinationsmuster. Ab und zu wurde, wenn verfügbar wie in Ceribon, auch nickelhaltiges Meteoreisen verwendet. Der Pamor wird auf beiden Seiten über einer mittigen Stahlschneide verschweißt. Die Zahl der Windungen (Luk), welche die hinduistische Naga-Schlange repräsentieren, bezeichnen die magische Potenz des Kris: Je mehr Windungen, desto „stärker“ ist der Kris. Seine handwerkliche Qualität wird von der Feinheit des durchgeschmiedeten Eisens, dessen Farbe und Aussehen, und von der Güte der Schweißungen bestimmt. Im Mythos des Kris wird die Erde und das Erz darin, als das „Kind des Berges“ gesehen, in dessen Substanz die Toten eingegangen sind. Es wird durch das Feuer in einem Geburtshelfervorgang hervorgelockt, damit aus der Essenz der Berge die Klinge als ein neuer perfekter Körper entstehen kann. Die Klinge ähnelt damit dem „unzerstörbaren“ Körper des Schamanen und kann als „Befreiung der Seele“ und als Gleichnis der Selbstüberwindung verstanden werden.

Dieser Keris stammt vermutlich aus Ceribon in Java. Er hat eine Pamor-Klinge mit 11 „Luk“ (Windungen) mit einem seltenen „Mayam Mekar“ Pamor („Palmblatt“-Pamor), bei welchem je zwei gedrehte Pamor Stränge auf der Vorder- und Hinterseite über dem Stahlkern (der die Schneide bildet) mittig verbunden werden und sich zur Spitze hin vereinigen. Auf Grund ihrer Machart und der hohen Qualität des Eisens im Schneidenkern kann man die Klinge auf das späte 18. Jahrhundert datieren. Der Griff, gefertigt aus einem Flußpferdzahn, ist älter als die Klinge. Er stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert und zeigt eine stark stilisierte „Rakshasa“, das ist eine dämonartige behaarte Gottheit in Menschengestalt mit magischen und gestaltwandlerischen Kräften, die im Dschungel haust und von Menschenfleisch lebt. Die starke Auflösung der Figur entspricht einer mystisch-figuralen Tendenz, wie sie im 16./17. Jahrhundert vorherrschte. Die Scheide ist eine Arbeit aus getriebenem Silber, sie zeigt eine Ornamentik, die einer am Hofe des Sultans („Kraton“) in Ceribon beschäftigten höhergestellten Person vorbehalten war.