Mebraz Collection

Mebraz Collection

2020-05-28 12.16.55 Kopie

Glashütter Schuluhr von Margarete Prehm, 1922

Glashütter Schuluhr von Margarete Prehm, ca. 1922

Als Schuluhr finissiertes Damentaschenuhrkaliber Kal. 25 (11 1/2 Linien, 25.9 mm), gefertigt von Margarete Prehm in einem silbernen Armbanduhrgehäuse, rückseitig graviert mit ihren Initialen. Glashütter Goldankergang, Kompensationsunruhe mit goldenen Masse- und Stellschrauben, durchgehend verschraubte Chatons einschließlich Unruhwelle (hier dreifach verschraubter Deckstein). Spiegelpolierter Ankerkloben aus Stahl. Damit Werk erster Qualität, welche bei Damentaschenuhren in Glashütte regulär nicht hergestellt wurde. Auf der Werkplatine signiert: „Margarete Prehm Magdeburg“, auf der Zifferblattseite „Deutsche Uhrmacherschule Glashütte SA, 2972. Silberarmbanduhrgehäuse mit festen Bandanstößen, rückseitig graviertes Monogramm „MP“ im Art Deco Stil, passendes silbernes Uhrband.
Die Uhrmacherschule Glashütte wurde 1878 gegründet. Pro Jahr absolvierten durchschnittlich 28 Schüler die Ausbildung, die vergleichsweise teuer war. Schülerarbeiten gingen in den Besitz der Schüler über, das Material musste allerdings bezahlt werden, dementsprechend sind die Gehäuse meistens aus Silber. Alle Schülerarbeiten aus Glashütte, ob Uhren oder Instrumente, haben eine durchgehende Nummerierung und sind im Archiv der Schule registriert.
Schuluhren repräsentieren das uhrmacherische Können, welches eine Schule vermittelt. In Glashütte, wo Lehrer wie Alfred Hellwig oder Moritz Grossmann wirkten, war das ein hoher Anspruch. Diese Schuluhr von Margarete Prehm mit dem dazu gehörenden Gehäuse, das vermutlich ebenfalls von Prehm gefertigt wurde, war von vornherein als Armbanduhr konzipiert, zu dieser Zeit eine Seltenheit, abgesehen von der Tatsache, dass sie ein Einzelstück ist. In Glashütte wurden damals keine Armbanduhren hergestellt. Die Firma Adolf Lange & Söhne zum Beispiel, die dieses Werk ebenfalls verwendete, baute selbst keine Armbanduhren. Als der Bedarf dafür Mitte der Zwanziger Jahre stieg, gründete man mangels eines eigenen Konzepts eine Niederlassung in Genf und verbaute Schweizer Werke in ALS-Uhren.
Das Glashütter Uhrenmuseum bestätigt per Zertifikat, dass Margarete Prehm, geb. am 1.05.1902 in Stassfurt, von 1919 bis 1922 die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte besucht hat, also von ihrem 17. bis zu ihrem 20. Lebensjahr. Ihre Schülerarbeiten waren ein Mikrometer Nr. 2952 und diese Uhr, Nr. 2972, die entsprechend der Nummerierung auf das Herstellungsjahr 1922 und damit auf das Ende ihrer Ausbildung datiert werden kann. Als sie diese Uhr fertig stellte, war sie gerade einmal 20 Jahre alt.