Mebraz Collection

Mebraz Collection

IMG_5080

Francesco Manfredini Doppelrad Duplex Uhr 1804-1806

Goldene Duplex Taschenuhr mit Viertelrepetition von Francesco Manfredini, 1804-1806

Durchmesser 54 mm. Gewicht 111,1 Gramm. Pariser Goldstempel: Dpt. 85 „Seine“ (gültig von 1789-1809). Signiertes Emaillezifferblatt: „F.co Manfredini. Fece a Parigi“. In der Cuvette signiert. „F.co Manfredini. Fece a Parigi“ ohne Nummerierung. Im Contre-Emaille signiert: „Vinsent“. Fehlerlos erhaltenes Emaillezifferblatt mit arabischen Ziffern, feine gebläute Zeiger im Lepine/Breguet-Stil. Elegantes, flaches 18 Karat Collier-Goldgehäuse mit glattem Band und guillochierter Rückseite „a Grains d‘ Orge“, blauem Emaillerand, sowie emailliertem Champlevé-Monogramm „E/N“. Gehäuse im Deckel nummeriert: 76 I. Hochfeines Lépine-Werk mit fliegendem Federhaus, Federstellung, Parachute-Stoßsicherung und bimetallischer Temperaturkompensation im Stil Breguets. Doppelrad-Duplexhemmung. Unruhe und Hemmungsrad in Steinlagern, Impulsrolle aus Stahl.

Die hochwertige Bauart der Uhr deutet auf eine bedeutende Pariser Werkstatt hin, vermutlich auf Lépine. Der Zifferblattmacher Vincent, tätig in Paris an der Place de Thionville 1806-1815 (Place Dauphine) am Quai d`Horologe, machte Zifferblätter für Lépine und Berthoud. Hier wohnten und arbeiteten nebeneinander Pierre Le Roy, Jean Romilly, Vater und Sohn Berthoud, Jean Antoine Lépine, und Abraham Louis Breguet, die besten französischen Manufakturen, welche Innovationen und Techniken voneinander übernahmen.

Die Brüder Francesco, Luigi und Antonio Manfredini ursprünglich aus Bologna, später in Mailand und Paris tätig. Sie standen in enger Verbindung zum Haus Napoleon und sie fertigten viele Stücke, vor allem Medaillen und Gedenkmünzen sowie Bronzen für den Kaiser. Francesco Manfredini führte 1803 bis 1804 in Paris eine eigene Werkstatt, wo er Medaillen, Bronzen und Uhren fertigte. Nach seiner späteren Rückkehr nach Mailand wurde er der offizielle Uhrmacher des italienischen Vizekönigs, dem Stiefsohn Napoleons, Eugène des Bauharnais, einem besonderen Förderer der Brüder Manfredini. Mit dessen Unterstützung eröffneten die Brüder 1808 in Mailand die Manufaktur „Eugenia“ als ein von höchster Stelle gefördertes Modellprojekt für kunsthandwerkliche Arbeiten in und außerhalb Italiens.

Eugène de Beauharnais (1781-1824) war der Sohn von Alexandre Vicomte de Beauharnais und Napoleons späterer Kaiserin Joséphine, die einer wohlhabenden kreolischen Pflanzerfamilie aus Martinique entstammte und mit 16 Jahren den Vicomte de Beauharnais heiratete. 1796 heiratete Joséphine, zu dieser Zeit eine bekannte Figur der Pariser Gesellschaft, den jungen aufstrebenden General Bonaparte, der ihre Kinder nach der Eheschließung adoptierte. Eugène, seit seinem 13. Lebensjahr beim Militär, schloss sich mit 15 Jahren den Kampagnen Napoleons an. Mit 19 wurde er Rittmeister der Garde-Chasseurs, dem angesehensten Regiment der Garde unter dem berühmten Maréchal Bessières, genannt die „Unbesiegbaren“. Die Garde-Chasseurs waren die Leibgarde Napoleons und seine Lieblingstruppe, deren Uniform er selbst trug. Mit 21 wurde Eugène Oberst der Kavallerie und mit 23, nach der Krönung Napoleons 1804, ernannte ihn der Kaiser zum Prinzen („Prinz Eugène Napoleon von Frankreich“) und zum Brigadegeneral. Am 7.6.1805 wurde er Vizekönig von Italien. Trotz des Titels eines Prinzen hatte Napoleon Eugène von der Erbfolge ausgeschlossen. Ihm war an einem eigenen Sohn als Erben gelegen, was bekanntlich zur Trennung von Joséphine führte. Nach dem Wiener Kongress verlor Eugène alle italienischen Besitzungen. Er lebte bis zu seinem Tod auf Schloss Ismaning bei München und starb 1824 mit nur 43 Jahren.

Sehr wahrscheinlich war die vorliegende Uhr ein Präsent von Francesco Manfredini an Eugène de Beauharnais. Sie wurde vermutlich in oder kurz nach Manfredinis Pariser Zeit gefertigt, in welche die Kaiserkrönung Napoleons (1804) fällt und die damit verbundene prinzliche Würde Eugénes. Ein Anlass könnte auch die Ernennung Eugénes zum Vizekönig von Italien (1805) gewesen sein. Das Monogramm „EN“ auf der Rückseite stünde dann für „Eugène Napoleon“ entsprechend dem damaligen prinzlichen Status von Eugène de Beauharnais. Manfredinis Nähe zu Napoleons Familie, besonders zu Eugène, dem besonderen Förderer der Gebrüder Manfredini, und die hohe Qualität der Uhr mit ihrer seltenen Präzisionshemmung lassen eine solche Deutung des Monogramms vermuten.

Die Uhr ist praktisch im Neuzustand und wurde wohl kaum getragen, die Guillochierung an der Rückseite weist kaum Abnutzungsspuren auf, der Bogen zeigt keinerlei Einschnürung von der Kette. Sie läuft 31 Stunden durch.

Wert 12 000.- €