Valentin Fadeuilhe, hochfeine Taschenuhr mit Viertelrepetition und mit frühem Ankerwerk. Paris, ca. 1820.
Offenes großes 18 karat Goldgehäuse (Gewicht 119,2 Gramm) mit guillochiertem Silberzifferblatt. Kleine Sekunde. Fein gearbeitete gebläute Stahlzeiger im Stil Lépines/Breguets. In der Cuvette signiert: „Fadeuilhe, Paris, Nr. 850, Echappement libre, Six Trous et le Levée en Pierre, Parachute et Compensateur“. Viertelrepetition mit Auslösung über den Pendant.
Die Uhr weist eine frühe Ankerhemmung in einem Lepine-Werk (Typ II) auf, die sich an Thomas Mudges 1765 erfundener und in England zuerst eingesetzter freier Ankerhemmung orientiert. Dieser Hemmungstyp wurde ab 1800 auch in Frankreich bei Uhren mit Lépine-Kalibern eingesetzt, aber nur selten, da auf dem Kontinent die Zylinderuhr vorherrschend war. Bei dieser Uhr ist die Gangpartie sehr aufwändig ausgeführt mit Steinpaletten im Anker und Steinlagern bei Unruhe, Ankerrad und Ankerwelle, sogar das Sekundenrad läuft in Steinlagern („Six Trous a Pierre“), was für die Zeit noch kaum zu sehen ist, da Lochsteine in Frankreich erst zum Ende der Kontinentalsperre aus England bezogen werden konnten. Die meisten französischen Uhren aus dieser Zeit haben nur Steinlager an der Unruhewelle. Bei dieser Uhr, die mit schönen Natursteinen ausgestattet ist, besitzt auch der Anker eingelassene Steinpaletten, wie die Signatur es ausweist („Le Levée en Pierre“). Das stählerne Hemmungsrad (mit geschlitzten Zähnen zur besseren Ölhaltung) ist fein ausgearbeitet und poliert. Die Uhr hat unversehrte gebläute Werkschrauben, sie besitzt eine Temperaturkompensation und eine “Parachute“-Stoßsicherung nach dem Vorbild Breguets.
Mit alldem ist diese „Fadeuilhe“ eine hochfeine, frühe Ankeruhr aus der Experimentalzeit der Ankerhemmungen in musealer Qualität. Sie kann als sehr selten angesehen werden und dürfte in diesem ausgezeichneten Erhaltungszustand ihresgleichen suchen.
Wert 8500.- €